Textus Receptus Edition by https://www.youtube.com/user/Nature23Infokrieger Das Matthäusevangelium (Mt) Der Autor Die älteste uns erreichbare Verfassertradition, die auf Papias von Hierapolis (ca. 125) zurückgeht, nennt den Jünger Matthäus als den Autor des ersten Evangeliums. Er soll es in hebräischer Sprache abgefaßt haben. Der Text des Evangeliums bietet allerdings keine Hinweise darauf, daß es sich um eine Übersetzung handelt. Es ist auch kaum wahrscheinlich, daß ein Augenzeuge (Matthäus) auf ein anderes Evangelium (Mk) als Quelle zurückgegriffen hätte. Die Verfassertradition dürfte auf 9,9 zurückgehen, denn dort wird der Name des in Mk 2,14 Levi genannten Zöllners mit Matthäus angegeben. Diese Namensänderung wurde offenbar als biographischer Hinweis des Verfassers verstanden, entspricht aber einer auch sonst im Mt zu beobachtenden Tendenz, unbekannte Personen mit bekannten zu identifizieren (vgl. 27,56 mit Mk 15,40). Wir müssen also davon ausgehen, daß der Verfasser des Evangeliums ein uns namentlich nicht bekannter Christ war, der erst später mit dem Jünger Matthäus identifiziert worden ist. Der Evangelist war sehr wahrscheinlich ein christlicher Schriftgelehrter (vgl. 13,52). Darauf deuten sowohl sein Umgang mit dem Alten Testament als auch der kunstvolle Aufbau des Evangeliums hin. Der Autor nutzt Symbolzahlen (z.B. die Sieben, vgl. die sieben Weherufe in Kap. 23) als Gliederungsprinzip, schafft bewußt Dubletten, die bestimmte Abschnitte hervorheben (z.B. 4,23; 9,35), baut Vorverweise ein, die spätere Themen und Ereignisse gleichsam präludieren (vgl. 3,15 als Vorverweis auf das Thema der Bergpredigt), und setzt gezielt theologische Schlüsselbegriffe ein, um das Grundthema für größere Abschnitte zu bezeichnen (z.B. "erfüllen", "Königsherrschaft der Himmel" und "Gerechtigkeit" in 5,17-27). Die Entstehungssituation In der Forschung ist die Frage umstritten, ob das Mt in einem juden- oder heidenchristlichen Milieu entstanden ist. Für beide Einordnungen lassen sich gewichtige Argumente beibringen. Wahrscheinlich beschreibt die Frage aber eine falsche Alternative. Das Mt ist über weite Strecken von judenchristlicher Tradition geprägt. Der Evangelist greift in den "Reflexionszitaten" auf das Alte Testament zurück und bezeichnet das Auftreten Jesu als die Erfüllung der dort überlieferten Verheißungen (vgl. 1,22f; 2,5f.15.17f; 3,3 u.ö.). Die Tora wird grundsätzlich als verbindlich anerkannt (5,17-19) und die Mission Jesu ist auf die "verlorenen Schafe Israels" begrenzt (10,5f.; 15,24). Schließlich ersetzt der Evangelist "Königsherrschaft Gottes" aus dem Mk (fast) konsequent durch "Königsherrschaft der Himmel", vermeidet also nach jüdischer Sitte jede Assoziation des Gottesnamens. Das spricht dafür, daß er selbst Judenchrist war. Der Evangelist schreibt allem Anschein nach für eine judenchristliche Gemeinde, die den Schritt zur Heidenmission vollzogen hat. Dieser scheint aber nicht unumstritten gewesen zu sein, da sich das Evangelium als ein Plädoyer für die Verbreitung des Evangeliums unter den Völkern lesen läßt. Zugleich ist das Mt auch ein Dokument des frühchristlichen Ablöseprozesses von der Synagogengemeinde. Das Heil gilt selbstverständlich allen Völkern (28,18-20; vgl. 22,1-14). Der Evangelist übernimmt aus Mk die programmatische Aufhebung der Unterscheidung von "rein" und "unrein" im kultischen Sinne (15,1-20), die dann noch einmal in 23,25f betont wird. Die rituellen Vorschriften für den Sabbat haben ihre Bedeutung verloren (vgl. 12,1-8 mit Hos 6,6 als Zielpunkt). Die Kirche wird als das wahre Israel angesehen (8,11f 21,33-46; vgl. 22,7-10), während das alte Heilsvolk verworfen ist, weil es den Willen Gottes nicht tut (vgl. 21,43; 5,20; 23). Die kritische Auseinandersetzung des Evangelisten mit dem zeitgenössischen Judentum (insbesondere pharisäischer Prägung) wird auch durch die distanzierte Sprache des mt Jesus manifestiert, der von "ihren Schriftgelehrten" (7,29) und "euren Synagogen" (23,34) spricht. Die Art der Polemik in Mt 23 u.ö. zeigt aber zugleich, daß diese Distanz begründet werden muss, da die inhaltliche Nähe insbesondere zum pharisäischen Judentum spürbar ist. Ein grundlegendes Problem der mt Gemeinde besteht aus der Sicht des Evangelisten darin, daß "die Liebe der Vielen erkaltet" (24,12). Als Ursache nennt er das Auftreten von "Gesetzlosigkeit". An anderer Stelle wird deutlich, daß er mit diesem Vorwurf auf Leute in der Gemeinde zielt, die zwar das Bekenntnis zu Jesus Christus als dem Herrn sprechen, aber "den Willen des Vaters im Himmel" nicht tun (7,21). Der Evangelist bemüht sich also, verbindliche christliche Verhaltensnormen zu etablieren. Abfassungsort und -zeit. ... http://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/neues-testament/evangelien/matthaeus/
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